14.11.21
Der Kangal – ein treuer Herdenschutzhund
Dabei handelt es sich um einen sehr spannenden Hundetyp. Leider ranken sich einige negativen Mythen um ihn und sorgen für ein verschobenes Bild. Hier wollen wir ein Porträt vom Kangal zeigen, welches objektiv seinen speziellen Typ und sein Wesen beschreibt.
Woher kommt der Kangal ursprünglich?
Um ein gutes Bild von der besonderen Rasse zu bekommen, sollte man sich den Ursprung anschauen. Woher kommt der Kangal Hund und was war seine Aufgabe? Der Kangal Hirtenhund, der auch anatolischer Hirtenhund genannt wird, ist eine türkische Hunderasse. Vermutlich gibt es ihn in seiner heutigen Form seit dem 12. Jahrhundert und stammt von früheren Herdenschutzhunden ab, die durch Nomaden nach Anatolien gebracht wurden. Seinen außergewöhnlichen Namen hat er womöglich von einer adeligen türkischen Familie, die schon früh das Potenzial des Hundes erkannt und eine professionelle Zucht betrieben hat. Davor wurde der Hund Karabash genannt. Dieser Name beschreibt sein Aussehen. Übersetzt aus dem türkischen bedeutet er „schwarzer Kopf“, was sich auf die schwarze Maske des Hundes bezieht. Erst 1965 wurde der Kangal nach Großbritannien gebracht und von dort 20 Jahre später in die USA und danach auch in die Niederlande. Bis heute sind diese Staaten wichtige Kangal-Zuchtländer.
Im bergischen Anatolien wird er als Hütehund eingesetzt, der teils wochenlang bei den Tieren wohnt und sie behütet, ohne Kontakt zu Menschen zu haben. Er muss sich gegen verschiedene Jäger zur Wehr setzen können, so auch gegen Wölfe und Bären. Eine weitere Aufgabe ist das Bewachen von Eigentum seines Besitzers. Da er bei seinen Aufgaben sehr auf sich allein gestellt ist, ist eine gewisse Robustheit und auch Genügsamkeit wichtig. Weder wird er bei seinen Aufgaben von Menschen unterhalten, da er sie allein ausführt, noch ist er auf eine reichhaltige Nahrungsquelle angewiesen, da er sich in der Zeit unter Umständen von Abfallresten oder Ähnliches ernähren muss. Das alles ist für den Kangal aber kein Problem. Er sucht sich in der Regel eine erhöhte Stelle, um alles überblicken zu können und bleibt treu bei seiner Herde oder in seinem Revier. Man sieht also, allein aus seiner Geschichte lassen sich viele Merkmale herleiten.
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Die Kangal-Größe – so groß wird er wirklich
Ein Herdenschutzhund, wie der Kangal, der sich gegen Wölfe und Bären zur Wehr setzen muss, muss eine entsprechende Erscheinung besitzen. Er hat ein großes und imposantes Aussehen. Ein Rüde kann zwischen 74 und 81 cm, eine Hündin zwischen 71 und 79 cm groß werden, wodurch der Kangal ein Gewicht von bis zu 65 kg erreichen kann. Das unterstreicht seine stattliche und robuste Erscheinung. Das Fell ist kurz bis halblang und sehr dicht. Immerhin musste er allein heiße Sommer, aber auch eisige Winter überstehen. Eine einheitliche Fellfarbe besitzt der Kangal aber nicht. Nach offiziellen Standards sind alle Farben erlaubt, die meisten besitzen eine hellbraune oder hellgraue Fellfarbe. Typisch für diese Rasse ist der schwarze Kopf oder besser, die dunkelbraune bis schwarze Schnauze und seine dunkelbraunen bis schwarzen herunterhängenden flachen Ohren. Da es bei seiner Zucht nicht um körperliche Merkmale, sondern um sein Wesen und seine Aufgabe gibt, ist sein Körper bis heute sehr ursprünglich.
Das Kangal-Temperament – so äußern sich seine Wesenszüge
Möchte man einen Kangal Hund kaufen, ist es wichtig, sein Wesen zu verstehen. Um schon früher seine Aufgabe als Hütehund nachkommen zu können, benötigt der Kangal auch ein gewisses veranlagtes Temperament. So muss der Hund seine Aufgabe selbstständig ausführen können. Das macht ihn einerseits zu einem selbstbewussten Hund, andererseits ist er aber kein Familienhund in der Hinsicht, dass er oft gekuschelt werden will oder intensiven Kontakt sucht. Er will und braucht Familienanschluss, aber nur zu seinen Konditionen.
Als Halter braucht man also ein gewisses Gespür für die Wünsche des Kangals. Ein Hütehund wie der Kangal benötigt viel Auslauf. Da er aber sehr selbstständig ist, möchte er nicht dauernd an der Leine spazieren gehen, sondern sich seinen Auslauf selbst beschaffen. Man muss also ein großes Areal besitzen, um ihn frei laufen lassen zu können. Wichtig ist ihm seine Aufgabe: Er benötigt etwas zum Bewachen, wo er aufpassen und etwas beschützen kann. Diese Aufgabe muss man einem Kangal Welpen früh beibringen!
Die frühe Erziehung das Kangals – freundlich, aber bestimmt
Der Kangal benötigt eine feinfühlige und andererseits konsequente Erziehung. Da er das Beschützen seiner Familie und seines Reviers sehr ernst nimmt, reagiert er misstrauisch auf fremde Menschen. Abweisend bedeutet aber nicht aggressiv! Er beschützt treu und hat klare Vorstellungen, wie er seine Aufgabe zu erfüllen hat. Hier muss man Gästen verständlich erklären, wie sie sich in seiner Gegenwart zu verhalten haben. Erst, wenn er einen Menschen gut kennengelernt hat, akzeptiert er ihn in seinem Umfeld. Auf andere Hunde reagiert er als selbstständiger Herdenschutzhund ebenfalls abweisend und dominant. Hier kann bei der Erziehung und einer ordentlichen und frühzeitigen Sozialisierung mit anderen Hunden entgegengewirkt werden. Man darf aber auch nicht erwarten, dass er mit quirligen Hunden, wie Terriern, mithält und spielt. Er ist vom Charakter eher ruhig und sehr besonnen, aufgeregtes Gespiele wird ihn eher stören. Eine Hundeschule kann hier hervorragend helfen.
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Wie gefährlich ist ein Kangal?
Man merkt also, ein Kangal ist kein Hund für Anfänger und man sollte schon etwas Erfahrung mit Hütehunden haben, wenn man sich für diese Hunderasse interessiert. Durch fehlerhafte und falsche Haltung lassen sich diese Mythen gut erklären. Ein Kangal ist kein Hund für drinnen, geschweige denn für eine Wohnung. Auch als Stadthund ist er schwer vorstellbar. Weder sollte er als Wachhund an einer Kette gehalten werden, noch sollte er viel Zeit in einem Zwinger verbringen.
Mit einem Kangal sollte nicht wild getobt oder gespielt werden. Das kann alles zu Problemen führen. Natürlich kann man nicht alles pauschal festlegen, jeder Hund hat trotz seiner angeborenen Eigenschaften immer noch individuelle und teils auch der Rasse widersprüchliche Bedürfnisse. Trotzdem darf man nicht mit der Idee einen Kangal kaufen, man könne oder müsse ihn an ein Leben im Haus oder in der Stadt nur gewöhnen, dann funktioniert es schon. Die Kangal Haltung ist anspruchsvoll.
Ein weiterer Grund für die Frage nach der Gefahr sind Mischlinge. Ein Kangal Mischling ist schwer einzuschätzen und stellen ein ernsthaftes Problem dar. Der Kangal ist ein großer, kräftiger Hund mit einem stolzen und imposanten Aussehen. Das funktioniert nur, da er von sich aus ein in sich ruhender Hund ist, vorausgesetzt er wird richtig gehalten. Wird dieser Körper gepaart mit anderen lebhafteren Eigenschaften, können unvorhersehbare Situationen entstehen. Denn natürlich besitzt der Kangal Beißkraft. Dass so Meldungen über bedrohliche Kangals entstehen und sich einige fragen, ob der Kangal ein Kampfhund ist, ist leicht vorstellbar. Fakt ist, es gibt zwei Bundesländern, in denen der Kangal in Deutschland als vermutlich gefährlich gelistet wird. Das hat den Effekt, dass man dort gewisse Kompetenzen im Umgang mit einem Hütehund vorweisen muss und das Amt den Halter dafür sensibilisiert, dass er besondere Ansprüche hat. Natürlich stößt das nicht bei jeden auf Zustimmung, ist aber sinnvoll.
Der Kangal – ein besonderer Hund für ein besonderes Zuhause
Man kann also festhalten, dass der Kangal kein normaler Hund ist. Er hat wichtige Ansprüche, die seit Jahrhunderten Teil seiner Natur sind. Dabei gibt es verhältnismäßig wenig Spielraum in der Haltung. Das mag den einen frustrieren, der sich diesen Hund wünscht, aber die Voraussetzungen nicht erfüllen kann. Andererseits weiß man bei ihm, woran man ist. Seine Bedürfnisse sind durch seine Geschichte gut nachzuvollziehen. Hat man sich für einen Kangal entschieden, sollte man einen seriösen Züchter aufsuchen und sich nicht auf Mischlinge verlassen. Hier können große Probleme entstehen, da sie sich als Wundertüte herausstellen können. Schafft man es aber zu einem Kangal eine enge und familiäre Beziehung aufzubauen, ist das etwas Großartiges und man hat immer einen treuen und selbstbewussten Begleiter an seiner Seite!